Die am häufigsten verwendete ist die der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Sie stellt folgende Bedingungen:
🌳 Die Fläche muss mindestens 5000m2 betragen (= etwas kleiner als ein Fußballfeld).
🌳 Das Kronendach (= alle Baumkronen) muss mindestens 10% der Fläche ausmachen.
🌳 Die Bäume müssen mindestens 5 Meter Höhe erreichen können.
🌳 Das Gebiet darf zu keinem anderen Zweck genutzt werden (außer dem Anbau weiterer Bäume).
Die FAO schließt damit Obst- und Gemüseplantagen, Gärten und Stadtparks aus, umfasst aber Baumbepflanzungen ebenso wie “natürliche” Wälder. Eine Nadelbaumplantage kann also als Wald bezeichnet werden, wenn sie die eben genannten Kriterien erfüllt.
Punkt ☝️: Die genaue Definition, was ein Wald ist, bringt Vorteile für die Erforschung der weltweiten Waldflächen. Eine kleine Veränderung kann da große Folgen haben. Ein Beispiel → Zwischen 1995 und 2000 hat die Erde 400 Millionen Hektar Waldfläche “dazugewonnen”, weil die FAO ihre Wald-Definition unterdessen geändert hatte 🧐 (viele Gebiete in Russland und Australien erfüllten die neuen Voraussetzungen).
Punkt ✌️: Die Definition des Waldes beeinflusst Waldrodungen und die Umweltschutzpolitik (wie den Forest Deal, den über 100 Länder unterzeichneten, um die Entwaldung zu stoppen…) Es hat also Auswirkungen auf alles, was mit Wäldern zu tun hat.
François-Xavier Nicot vom französischen Amt für Forstwirtschaft befürwortet die Walddefinition der FAO, da sie “sehr weitreichend” ist. Sie umfasst “die Baumflächen aller klimatischen Zonen der Welt, auch die mit Bäumen bewachsenen Savannen und die Wälder des Äquators”, erklärt er.
“Alles passt in diese Definition. Es wird nicht zwischen den Wäldern unterschieden, denn sie sind alle gleichwertig.”
- François-Xavier Nicot
Doch laut dieser Studie ist diese Definition “nicht dazu geeignet, die Zerstörung der Wälder zu beobachten und einzuordnen”. Es wird das Beispiel Tansania genannt → Die Wälder des Landes werden weiterhin als “Wälder” klassifiziert, obwohl bis zu 88% ihrer Bäume verschwunden sind.
Ein Grund dafür ist (wie oben genannt) die Tatsache, dass die FAO nicht zwischen natürlichen Wäldern und Baumpflanzungen unterscheidet.
Eine weitere Studie, die in 2 chinesischen Regionen durchgeführt wurde, zeigte, dass sich die Waldfläche zwar phasenweise vergrößerte, aber dass dies keine natürliche Waldentwicklung war. Die Ursache war der begonnene Anbau von Kautschukbäumen (die Bäume, die Latex produzieren).
Jean-Claude Genot, Ökologe und Mitglied des Francis-Hallé-Verbands für Primärwälder, findet einige Aspekte der FAO-Definition problematisch. Zum Beispiel die Mindestgröße: “Ein richtiger Wald ist viel größer als 5 Hektar, denn er beherbergt Tiere, die sich auf einer großen Fläche entwickeln und ausbreiten.”
Auch die Dimension des Ökosystems wird nicht berücksichtigt. “Ein Wald, das sind auch die Interaktionen der Bäume, der Tiere, der Pilze… Das ist mehr als nur ein Feld mit Bäumen.”
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Ökosystem: Begrenztes Gebiet, das bestimmte Charakteristiken hat (Klimabedingungen, Feuchtigkeit, etc.) und in dem vielfältige Organismen leben. Man spricht von einem “System”, weil die Organismen miteinander und mit ihrer Umwelt interagieren.
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UNFCCC
When is a forest a forest?
Lost in transition: Forest transition and natural forest loss in tropical China
FAO
ONF
Nature
Europäisches Parlament